Offene Gartenpforte in St. Hubert
Regional und gleichzeitig international essen, geht das? Das geht! Auch in einem Garten am Niederrhein wachsen und gedeihen nicht nur die guten alten Kartoffeln (die es übrigens vor nicht allzu
langer Zeit auch erstmal über den Atlantik auf unsere Felder schaffen mussten), Erdbeeren und Spargel, sondern auch mediterrane Kräuter, Kürbisse, japanische Weinbeeren oder Feigen. Und wer ein
Gewächshaus sein Eigen nennen darf, wird vielleicht sogar mit Melonen, Chilis oder Tomatillos belohnt. Und diejenigen, die „nur“ einen Balkon oder ein Fensterbrett haben, können immerhin ihre
Malzeiten mit frischen Kräutern bereichern und zum Beispiel Pepinos naschen.
Wer diese Dinge so spannend findet wie wir, darf sich am 21. und 22. September gern in unserem Garten umschauen. Im Rahmen der „offenen Gartenpforte Rheinland“ zeigen wir an beiden Tagen zwischen 12 und 16 Uhr unseren Garten und alles, was darin wächst.
Der Ernährungsrat Kreis Viersen ist auch dabei und gibt Infos zu regionaler und saisonaler Ernährung und zur Verarbeitung und Haltbarmachung der eigenen Ernte.
Zunächst aber mal die „hard facts“: Unser Garten liegt in Feldrandlage Richtung Süd-West (von dort kommt die Sonne, aber leider auch Wind & Regen), ist schätzungsweise 600m2 groß und ist in
mehrere Bereiche aufgeteilt – von denen allerdings einige noch nicht zu unserer Zufriedenheit fertiggestellt sind. Unter anderem gibt es ein schickes rundes Beet mit acht „Tortenstücken“ für
unterschiedliche Gemüsesorten, einen Bereich für Beerensträucher, ein kleines Gewächshaus, eine Apfelwiese, ein Kräuterbeet in der Nähe zur Küche, diverse Obstbäume (alt und neu) und mehrere
Ecken zum gemütlich Sitzen. Ein paar Zierpflanzen fehlen natürlich auch nicht, genauso wie Hecke, eine kleine Arbeitsterrasse, Holzlager und Kompost.
Das Ganze ist um eine große sonnige Wildwiese in der Mitte des Gartens herum angelegt, die jedes Jahr und jede Saison ihr Gesicht ändert. Für Insekten & Co. haben wir neben der Wiese einige
Bienenhotels, Vogelhäuser, eine kleine Trockensteinmauer und eine Mini-Totholzhecke sowie ein paar ruhigere und wilde Ecken mit Brombeeren und Brennnesseln.
Als wir eingezogen sind, hatten wir anfängliche die Idee, nur Essbares im Garten wachsen zu lassen... Das erwies sich als nicht ganz praktikabel – schon allein, weil man dann viele
alteingesessene Gewächse hätte entfernen müssen, was viel zu schade gewesen wäre. Trotzdem gibt es mittlerweile in jeder Ecke etwas zum Naschen oder Probieren, gern auch schräge Dinge wie
Sichuan-Pfeffer, Kiwis oder Kakis. Auch bei den einjährigen Pflanzen probieren wir jedes Jahr Neues aus, ob draußen oder im Gewächshaus – und so hatten wir schon Luffagurken (für Schwämme, können
aber auch gegessen werden, wenn sie jung sind), Shiso bzw. Perilla (asiatisches Würzkraut) oder Parakresse (die den Mund betäubt), aber auch alte Nutzpflanzen wie Zucker-, Hafer- oder
Schinkenwurz. Überhaupt, Viele wissen nicht, dass auch Teile „normaler“ Zierpflanzen essbar sind: Funkien (Blütenknospen), Taglilien (Blüten, Knospen und junge Blätter) und Dahlien (Wurzeln und
Blüten) sind gute Beispiele, aber auch hier gibt es viel viel mehr, und einiges davon eben in unserem Garten.
Um der Ernte „Herr zu werden“, versuchen wir, möglichst viel frisch zu essen, und den Rest einzumachen oder zu trocknen. So haben wir unter anderem selbstgemachtes Kräutersalz, Gartentee
(Rezeptur jedes Jahr anders), aber auch Kürbisketchup, diverse Chutneys und viel, viel Apfelmus.
Einiges von dem, was wir im Garten machen, hat starke Berührungspunkte mit der Permakultur, auch wenn wir weit davon entfernt sind, hier Expertentum zu beanspruchen. Aber die Idee, möglichst viel
wiederzuverwenden (z.B. Holz oder Steine), auszuleihen (Werkzeuge und Geräte), zu reparieren (möglichst alles!), zu tauschen (Saatgut) oder zu verschenken (Äpfel!), selbst zu machen (Vogel- und
Insektenhäuser, Lean-to, Pflanzenvermehrung) oder zu sammeln (Nüsse, Kornelkirschen) und so einen möglichst geringen Fußabdruck zu erzeugen finden wir recht überzeugend. Auch die Einteilung des
Gartens in Zonen, die genaue Beobachtung der Verhältnisse im eigenen Garten (z.B. Auswahl der Pflanzen und ihres Standortes anhand der Kenntnis des Bodens und des Mikroklimas), die Ideen der
Kreislaufwirtschaft und der generell der höheren Selbstversorgung machen für uns großen Sinn. Nur Tiere fehlen uns noch. ;)
Gegen eine kleine Unkosten-Spende darf gern das ein oder andere Produkt probiert oder Saatgut mitgenommen werden.
Wir freuen uns auf Euch!